Anämie
Eine Anämie ist eine Blutarmut und kennzeichnet sich durch eine Verminderung der Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bzw. des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin, Hb-Wert).
Eine Anämie kann viele Ursachen haben, z.B. bestimmte Erkrankungen des blutbildenden Systems, Blutverluste oder auch immunologische Ursachen. Für die Ursachenabklärung hat sich eine Unterscheidung bewährt, die die Anämien nach der Größe der roten Blutkörperchen und nach dem Hämoglobingehalt des einzelnen Erythrozyten einteilt.
Sind die roten Blutkörperchen normal groß (normozytär) und der Hb-Gehalt des einzelnen Erythrozyten ist normal (normochrom), spricht man von einer normozytären, normochromen Anämie. Sind die roten Blutkörperchen kleiner als normal (mikrozytär) und ist der Hb-Gehalt des einzelnen Erythrozyten kleiner als normal (hypochrom), spricht man von einer mikrozytären, hypochromen Anämie. Sind die roten Blutkörperchen größer als normal (makrozytär) und ist der Hb-Gehalt des einzelnen Erythrozyten größer als normal (hyperchrom), spricht man von einer makrozytären, hyperchromen Anämie.
Eine Anämie im Zusammenhang mit rheumatischen oder immunologischen Erkrankungen kann in erster Linie folgende Ursachen habe
- Anämie als Ausdruck der entzündlichen Aktivität der rheumatischen oder immunologischen Erkrankung. In diesem Fall ist die Anämie typischerweise normochrom und normocytär (s.o.).
- Anämie durch Bildung von Antikörpern gegen die roten Blutkörperchen im Rahmen der rheumatischen oder immunologischen Grunderkrankung und einen resultierenden Abbau der roten Blutkörperchen in der Milz ("autoimmunhämolytische Anämie")
- Anämie durch Blutverlust, z.B. aus kleinen oberflächlichen Defekten der Magenschleimhaut oder durch Magen- oder Darmgeschwüre; diese sind oft eine Folge der Behandlung mit den traditionellen cortisonfreien Entzündungshemmern ("nicht-steroidale Antiphlogistika"). Die Anämie durch Blutverlust ist typischerweise hypochrom und mikrocytär (s.o.). Durch die COX-2-Hemmer ist diese Komplikation der Behandlung allerdings glücklicherweise nicht mehr so hoch.
- Anämie als Ausdruck einer Knochenmarksschädigung durch Medikamente (glücklicherweise sehr, sehr selten). Am ehesten ist diese Nebenwirkung bei einer Behandlung mit Zytostatika zu erwarten, z.B. Endoxan.
- Anämie als Ausdruck eines Vitaminmangels. Bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen ist dies praktisch relevant vor allem bei einer sehr langen Behandlung mit Methotrexat. Methotrexat ist ein sogenannter Folsäureantagonist. Folsäure ist ein Vitamin. Unter einer langandauernden Methotrexatbehandlung kann es zu einem Absinken des Folsäurespiegels kommen. Im Blutbild kann sich dies zunächst durch eine Vergrößerung der einzelnen roten Blutkörperchen ("Makrocytose") und eine Zunahme des Hb-Gehaltes des einzelnen Erythrozyten bemerkbar machen ("Hyperchromie"), später auch durch eine Abnahme des Hb-Wertes, d.h. eine Anämie.