„RheumaPreis – Aktiv mit Rheuma am Arbeitsplatz“
Mit der in diesem Jahr erstmals vergebenen Auszeichnung „RheumaPreis – Aktiv mit Rheuma am Arbeitsplatz“ werden vorbildliche Ideen und Beispiele zur dauerhaften Einbindung von Menschen mit Rheuma in den Arbeitsalltag gewürdigt.
Für ihre Mut machenden und beeindruckenden Bewerbungen erhielten die drei Preisträger Steffen Grandetzka, Janine Wallasch und Karin Schmitt ein Preisgeld in Höhe von jeweils 3.000 Euro. Ihre Arbeitgeber H&M, Michael Spielvogel GmbH & Co. KG und die Stadt Nürnberg wurden mit einer Auszeichnung für bemerkenswertes Engagement für Arbeitnehmer mit Rheuma geehrt.
Initiatoren des RheumaPreises sind die Arbeitsgemeinschaft Regionaler Kooperativer Rheumazentren in der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte, die Bundesgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen, die Initiative Neue Qualität der Arbeit, die Rheuma-Liga Hessen, Kerstin Bleuel als Patientenvertreterin sowie das Gesundheitsunternehmen Abbott.
Die Auswahl der Gewinner erfolgte durch eine unabhängige Jury aus Vertretern der Initiatoren. Das Gremium suchte aus 27 eingegangenen Bewerbungen die besten Beispiele partnerschaftlicher Lösungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern aus, die eine dauerhafte berufliche Einbindung von Mitarbeitern mit Rheuma ermöglichen.
Zu den aufgezeigten Lösungen gehören neben dem Angebot einer besser geeigneten Stelle mit folgender Einarbeitung und Schulung die patientengerechte Umgestaltung des Arbeitsplatzes sowie die Eingliederung des Betroffenen durch Rücksichtnahme und Unterstützung seitens des Arbeitgebers.
Mit den prämierten Beispielen möchten die Initiatoren andere Patienten dazu ermutigen, mit dem Arbeitgeber und den Kollegen offen über die Erkrankung zu reden. So können Möglichkeiten zur Anpassung des Arbeitsplatzes gefunden werden.
„Die große Zahl der Bewerbungen für den RheumaPreis zeigt, dass der Erhalt der Arbeitsfähigkeit ein wichtiges Thema für die Patienten mit entzündlichem Rheuma ist. Wir hoffen, dass wir auf diese Weise erfolgreiche Beispiele zur beruflichen Integration von Rheumapatienten bekannt machen können“, sagt Wulff-Erik von Borcke, Geschäftsführer von Abbott Deutschland. Das Gesundheitsunternehmen Abbott, das seit Jahren Projekte initiiert und fördert, die das Verständnis für Menschen mit Rheuma und deren Bedürfnisse stärken, möchte mit dem RheumaPreis das Leben der Patienten über das Angebot einer wirksamen Therapie hinaus erleichtern.
Kleine Änderungen mit großer Wirkung
In Deutschland leiden rund 1,5 Millionen Menschen an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew oder Psoriasis-Arthritis. Rund fünf Prozent der Betroffenen geben bereits im ersten Jahr ihrer Erkrankung den Beruf auf; nach drei Jahren sind es sogar bereits 20 Prozent.
„Bei entsprechender Einbindung können Menschen mit Rheuma nicht nur in den meisten Fällen weiterhin berufstätig bleiben, für viele ist es sogar ein wichtiger Teil ihrer Krankheitsbewältigung“, betont Prof. Matthias Schneider, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Rheumazentren.
Denn durch den Verlust des Arbeitsplatzes kommt es neben den bestehenden körperlichen Beschwerden auch zu psychischen Problemen, da der Beruf in vielen Fällen Lebensinhalt ist und Selbstbewusstsein gibt. Verschärft wird dies häufig durch finanzielle Sorgen, da nun weniger Geld zur Verfügung steht.
Auch für die betroffenen Arbeitgeber stellen chronisch kranke Mitarbeiter, die aus dem Berufsleben aussteigen müssen, eine große Herausforderung dar, verlieren sie doch häufig talentierte Mitarbeiter und damit wichtiges Know-How.
Zugleich werden auch die sozialen Systeme durch Arbeitslosigkeit und Frühberentung erheblich belastet. Dieses Problem wird durch das zunehmende Altern der Gesellschaft noch weiter verschärft. Immer weniger Berufstätige müssen in Zukunft für immer mehr Rentner und Pensionäre im Generationenvertrag einstehen.
Sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern stehen zahlreiche Möglichkeiten offen, um die Mitarbeiter im Beruf zu halten. Oft ist der hierfür notwendige Aufwand weit geringer als vermutet, denn bereits kleine Veränderungen können große Wirkung haben.
Um auf solche Möglichkeiten aufmerksam zu machen, wurde die Auszeichnung „RheumaPreis – Aktiv mit Rheuma am Arbeitsplatz“ ins Leben gerufen. Welche Lösungsmöglichkeiten zur Einbindung Rheumakranker ins Berufsleben bestehen, zeigen die in diesem Jahr mit dem RheumaPreis ausgezeichneten Beiträge in vorbildlicher Weise.
„Nachdem ich meine Service-Tätigkeit an der Autobahnraststätte Rimberg auf Grund meiner rheumatoiden Arthitis nicht mehr ausüben konnte, hat mir mein Arbeitgeber, die Michael Spielvogel GmbH &Co. KG, eine körperlich weniger belastende Stelle als Betriebsleiterin angeboten und mich entsprechend eingearbeitet und geschult“, so Preisträgerin Karin Schmitt. „Ohne das Einfühlungsvermögen und Verständnis der Betriebsleitung wäre ich heute wohl arbeitslos.“
Auch Preisträgerin Janine Wallasch leidet an rheumatoider Arthitis und ist seit einigen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Trotz eines Behinderungsgrads von 100 arbeitet sie heute im Jugendamt der Stadt Nürnberg. „Schon während meiner Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten wurde ich in allen möglichen Belangen gefördert und unterstützt“, sagt sie. „Das hat sich auch in meinen verschiedenen Tätigkeiten bei der Stadt Nürnberg fortgesetzt, wo mir meine Arbeit durch den behindertengerechten Umbau des Arbeitsplatzes, verschiedene Hilfsmittel und flexible Arbeitszeiten sehr erleichtert wurde. Ich wünsche mir, dass ich noch lange voll arbeiten kann – schon um zu zeigen, dass man auch mit einem Handicap gut ins Berufsleben integrierbar ist.“
Preisträger Steffen Grandetzka ist als Verkäufer beim Modeunternehmen Hennes & Mauritz in Berlin tätig. Nachdem bei ihm 2005 ein Morbus Bechterew diagnostiziert wurde, belasteten ihn die starken Schmerzen so enorm, dass er kaum noch arbeiten konnte. „Ich hatte die Krankheit beim Bewerbungsgespräch verschwiegen und als mich mein Chef auf meine Schwierigkeiten ansprach, fürchtete ich, gekündigt zu werden“, so Grandetzka. Doch das Gegenteil war der Fall. „Sowohl die Betriebsleitung als auch die Kollegen haben mich rückhaltlos unterstützt und alles getan, damit ich meine Tätigkeit weiter ausüben kann. Auch wenn es mir heute durch eine neue Behandlung deutlich besser geht, weiß ich, dass ich bei einer möglichen Verschlechterung immer auf meinen Arbeitgeber zählen kann.“
Im Rahmen des RheumaPreises vergibt Abbott zusätzlich den „Abbott RheumaPreis für besonderen Mut“ in Höhe von 3.000 Euro, mit dem in diesem Jahr die Grafikerin Patricia Strohm aus Eislingen ausgezeichnet wird. „Obwohl sie sehr schwer von einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung, dem SAPHO-Syndrom, betroffen ist, und sie deshalb keine Anstellung mehr fand, hat Frau Strohm niemals aufgegeben“, so Erik von Borcke. „Ihr Mut, vor zwei Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, wurde belohnt: Heute ist sie eine erfolgreiche Unternehmerin, die sich darüber hinaus noch ehrenamtlich in der Rheuma-Liga engagiert – eine Leistung, die Frau Strohm für uns zu einer echten ‚Rheuma-Heldin’ macht.“
Der RheumaPreis 2010 wird Anfang des kommenden Jahres ausgeschrieben.
Weitere Informationen finden Sie unter www.rheumapreis.de
Quelle: Pressemitteilung Organisationsbüro RheumaPreis