Höhlenwärme gegen chronische Schmerzen
Patienten, die unter chronischen rheumatischen oder chronischen Schmerz-Erkrankungen leiden, kann eine Kur im Gasteiner Heilstollen in Österreich Linderung verschaffen. Dr. Gudrun Lind-Albrecht, Ärztin für physikalische und rehabilitative Medizin, hat als Chefärztin mehrere Jahre im Gasteiner Heilstollen Schmerz-Patienten betreut und erklärt die Wirkungsweise des speziellen Höhlenklimas. Dieses entfaltet vor allem in der Therapie von rheumatischen Erkrankungen seine heilsame Wirkung.
Patienten, die unter chronischen rheumatischen oder chronischen Schmerz-Erkrankungen leiden, kann eine Kur im Gasteiner Heilstollen in Österreich Linderung verschaffen. Dr. Gudrun Lind-Albrecht, Ärztin für physikalische und rehabilitative Medizin, hat als Chefärztin mehrere Jahre im Gasteiner Heilstollen Schmerz-Patienten betreut und erklärt die Wirkungsweise des speziellen Höhlenklimas. Dieses entfaltet vor allem in der Therapie von rheumatischen Erkrankungen seine heilsame Wirkung.
Was ist eigentlich ein Heilstollen?
Ein Heilstollen ist ein stillgelegtes Bergwerk, in dem, so hat man die Erfahrung gemacht, auf bestimmte Krankheiten heilsame Kräfte wirken.
Was ist das Besondere am Gasteiner Heilstollen?
Die dort durchgeführte Überwärmungstherapie ist einzigartig in Europa, bereits seit 1953 wird der Stollen zu Therapiezwecken genutzt. Durch die Kombination von natürlichem Radongehalt, Wärme und Luftfeuchtigkeit können verschiedene Krankheitsbilder behandelt werden.
Welche Erkrankungen werden im Gasteiner Heilstollen behandelt?
Grundsätzlich gilt: Immer, wenn chronische Entzündungen, chronische Schmerzen oder eine Störung des Immunsystems - entweder in Richtung autoimmun oder in Richtung allergisch - eine Rolle spielen, ist prinzipiell eine Therapie im Heilstollen zu erwägen. Die Kontraindikationen und Ausnahmen sind aber dabei immer zu beachten.
Als Erkrankungen, deren Verlauf durch die Behandlung in einem Heilstollen positiv beeinflusst werden können, sind gleich mehrere zu nennen: chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen zum Beispiel. An erster Stelle M.Bechterew und andere Spondyloarthritiden sowie die RA rheumatoide Arthritis und die Arthritis psoriatica.
Des weiteren chronische Schmerzerkrankungen wie etwa das Fibromyalgie-Syndrom, chronische Verschleißerkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule. Hier seien beispielsweise schwere Arthrosen zu erwähnen.
Hinzu kommen allergische Erkrankungen der Atemwege und der Haut wie Asthma bonchiale, Heuschnupfen, Neurodermitis und Autoimmun-Erkrankungen der Haut wie Psoriasis und Sklerodermie und schließlich chronisch-entzündliche Krankheiten der Atemwege (COPD, chronische Bronchitis).
Wie wirkt der Heilstollen speziell auf den Organismus von Rheumapatienten?
Er vermindert Schmerzen und Entzündung und verbessert die Balance im
Immunsystem. Dadurch reduziert sich der Schmerzmittelverbrauch der Patienten über viele Monate deutlich.
Sogar der Cortisonverbrauch sinkt, und zum Teil müssen Injektionen mit TNF-Alpha-Blockern im Jahr nach der Heilstollenkur seltener gegeben werden.
Gibt es wissenschaftliche Studien, die die Wirkungsweise belegen?
Durchaus: Es gibt zwei große, vergleichende (randomisierte, kontrollierte) und langfristige Beobachtungen an Patienten mit M.Bechterew, die vor allem eine deutliche Schmerzlinderung, mit starker Einsparung an cortisonfreien Entzündungshemmern („nicht-steroidale Antirheumatika“, NSAR) aufzeigen, welche bis zu einem Jahr anhält.
Es gibt zudem mehrere Beobachtungen ohne Kontrollgruppen, welche für RA und für Fibromyalgie die Schmerzlinderung, die Verbesserung der Erschöpfung und die Einsparung an Medikamenten über mehrere Monate zeigen.
Und die Grundlagenforschung hat gezeigt, dass die Botenstoffe der Entzündung beeinflusst werden: TNF-Alpha sinkt, sein Gegenspieler TGF-Beta steigt, die Schmerzbotenstoffe werden gebremst, die Beschleuniger der Osteoporose werden gebremst, die Glücksbotenstoffe im Gehirn werden gesteigert.
Wie lange dauert eine Sitzung?
Ziemlich genau eineinhalb Stunden: 15 Minuten dauert die Einfahrt mit dem Stollenbähnlein, knapp eine Stunde beträgt die Liegezeit im Stollen, und 15 Minuten dauert die Ausfahrt. Hinzurechnen kann man noch 20 bis 30 Minuten Nachruhe.
Diese Nachruhe und das Einhalten bestimmter Trinkvorschriften sind wichtig, denn die Therapie ist sehr anstrengend und geht mit starken Flüssigkeitsverlusten durch Schwitzen einher.
Wie viele Therapiesitzungen sollte der Patient absolvieren?
Bei der ersten Kur am besten acht bis zehn Sitzungen, bei wiederholenden Kuren in kürzeren Abständen eventuell auch sechs bis acht. Die Sitzungen sollten nicht täglich erfolgen, sondern immer mit einem Pausentag dazwischen.
Wie lange hält die positive Wirkung der Behandlung an?
Bis zu einem Jahr, aber sie beginnt oft erst vier bis sechs Wochen nach der Kur.
Bei welchen Indikationen übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Behandlung?
Es lohnt sich vor allem bei M.Bechterew, bei anderen Spondyloarthritiden, bei RA sowie bei Fibromyalgie einen Antrag bei der gesetzlichen oder privaten Krankenkasse nach §23 (ambulante Vorsorgeleistung) oder bei der Beihilfe (evtl. auch als stationäre Behandlung) zu stellen. Die Chancen auf Bewilligung sind hier gut. Bei den anderen Diagnosen sollte man es aber auch auf einen Versuch ankommen lassen. Es gibt ausführliches Material über die besten Wege der Antragstellung im Prospekt und auf der Homepage des Gasteiner Heilstollens http://www.gasteiner-heilstollen.com/sowie telefonisch im Stollenkurhaus. Diese Informationen sollte man nutzen, um sich unnötige Ablehnungen zu ersparen.
Generell kostet es aber schon Überzeugungskraft und gute Begründungen (des Antragstellers und seines Arztes), da diese Therapie im Ausland ist, und viele Kassen versuchen mit anderen Angeboten in Deutschland zu "winken".