Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren - positve Wirkung von Alkohol auf entzündliche Prozesse im Körper
Seit langer Zeit geht die Botschaft durch die Presse, dass mäßiger Alkohlgenuß das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung vermindert. Neu ist, dass dies wahrscheinlich dadurch erzielt wird, dass mäßiger Alkoholkonsum über eine Verminderung bestimmter Entzündungsfaktoren eine entzündungshemmende Wirkung entfaltet.
In einer brandneuen Veröffentlichung vom Februar diesen Jahres stellen Wissenschaftler unter der Leitung von Dr. Stefano Volpato von der Universität in Ferrara, Italien, ihre Untersuchungsergebnisse bezüglich der positiven Wirkung eines `mäßigen´ Alkoholkonsumes vor.
Was heißt `mäßig´? Dieser dehnbare Begriff wurde vor Beginn der Untersuchung genau definiert: Die Einnahme von ein bis sieben Drinks pro Woche galt als mäßig, wobei als Drink entweder eine Dose Bier, ein Glas Wein oder ein kleiner Schnaps galt.
Die italienischen Wissenschaftler untersuchten den Einfluß von Alkohol auf verschiedene Entzündungsmarker im Blut bei 2.574 Menschen zwischen 70 und 79 Jahren. Sie bestimmten unter anderem die Höhe von Interleukin 6, C-reaktivem Protein (CRP) und des Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF-alpha). Danach verglichen sie die Blutspiegel mit der aufgenommenen Alkoholmenge.
Es zeigte sich, dass sowohl die Blutspiegel von CRP als auch von Interleukin 6 - beides Blutwerte, die entzündliche Prozesse im Körper anzeigen - bei Studienteilnehmern, die ein bis sieben Drinks wöchentlich zu sich nahmen, am niedrigsten lagen.
Eine Beziehung zwischen der Alhoholmenge und dem TNF-alpha-Spiegel ließ sich nicht nachweisen.
Die Forscher vermuten, dass der Einfluß des Alkohols auf die Interleukin-6-Produktion die Erklärung für die schützende Effekte des Alkohols bezüglich der Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen liefert. Interleukin 6 spielt eine Schlüsselrolle in der komplizierten Vernetzung zwischen Entzündung, Übergewicht, Streß und Herz-Kreislauferkrankungen.
Wird der mäßige Alkoholkonsum überschritten, so dreht sich der Spieß allerdings wieder um. Die CRP- und Interleukin-6-Spiegel im Blut steigen an als möglicher Ausdruck dafür, dass dann Krankheiten, die der Alkohol mit sich bringt, häufiger vorkommen.
Trotz dieser Erkenntnisse warnt Volpatet, den Alkohol als `Vorsorgemaßnahme´ zum Schutz vor Herz-Kreislauferkrankungen einzusetzen. Dazu birgt er zuviele Gefahren. Außerdem haben möglicherweise andere Faktoren wie bestimmte Ernährnungsgewohnheiten das Studienergebniss beeinflußt. Auch ist bisher noch nicht eindeutig geklärt, ob sich die positiven Effekte auf jedes alkoholische Getränk oder nur auf bestimmte, wie zum Beispiel den Rotwein, zurückführen lassen.
Literatur: 1. Volpato S, Pahor M, Ferrucci L, et al. Relationship of alcohol intake with inflammatory markers and plasminogen activator inhibitor-1 in well-functioning older adults: the Health, Aging, and Body Composition study. Circulation 2004 Feb 10; 109(5):607-12.