"Die Rheumatologie auf dem Weg in die Zukunft" -- zu diesem Thema referierte Dr. Langer auf einem vielbeachteten Symposium am 11. Mai im Düsseldorfer Rathaus unter dem Rahmenthema: Innere Medizin - quo vadis? Oder: Die Zukunft hat schon begonnen.

Seine wichtigsten Thesen zur Rheumatologie der Zukunft:

  • Durch bahnbrechende neue Erkenntnisse beim Verständnis der Krankheitsabläufe ("Pathogenese") bei rheumatischen Erkrankungen können in der Rheumatologie nun erstmals gezielte therapeutische Eingriffe in das Krankheitsgeschehen erfolgen. Dies eröffnet völlig neue Behandlungsmöglichkeiten und völlig neue Chancen für die Betroffenen.
  • Durch die Möglichkeiten der molekularbiologischen Forschung und die neuen Techniken bei der Entwicklung und bei der Produktion von Arzneimitteln, speziell auch im Bereich der Gentechnologie, stehen bereits heute Substanzen zur Verfügung, die die Therapie in der Rheumatologie revolutionieren. Zu erwähnen sind insbesondere die neuen biologischen Medikamente wie die TNF-alpha-blockierenden Substanzen oder der erst kürzlich in Deutschland zugelassene Interleukin-1-Blocker Kineret, der als eine nahezu identische Kopie einer natürlicherweise im Körper vorkommenden Substanz die überschießende Entzündung in rheumatisch betroffenen Gelenken auf eine natürliche, im Körper biologisch vorgesehene Weise herunterreguliert.
  • Entscheidend neu ist auch die Erkenntnis, dass es sich bei den schweren rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis (chronischen Polyarthritis) um Krankheitsbilder handelt, die bereits von Anfang an als vordringlich behandlungsbedürftig eingestuft werden müssen. In der Vergangenheit sind durch verspätete Diagnostik und verzögert eingeleitete, gezielte Therapien Behandlungschancen verspielt worden, die später nicht mehr zu korrigieren waren. Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass es bei diesen Erkrankungen in der Anfangsphase auf wenige Wochen ankommt, in denen sich das weitere Schicksal der Betroffenen entscheidet. In dieser Hinsicht unterscheidet sich eine rheumatoide Arthritis nicht von Erkrankungen wie beispielsweise Krebs oder schweren Herzerkrankungen.
  • Das neue Zeitmaß in der Rheumatologie sind nicht mehr Monate und Jahre, sondern Tage und wenige Wochen. Dies erfordert ein völliges Umdenken in den bisherigen Therapiekonzepten, aber auch in den medizinischen Versorgungsstrukturen.
  • Die Prognose selbst schwerer rheumatischer Erkrankungen lässt sich mit den heutigen Behandlungsmöglichkeiten entscheidend verbessern. Wichtige Voraussetzung ist, dass die Therapie
    • so früh wie möglich
    • so effektiv wie möglich und
    • so gezielt wie möglich erfolgt.
  • Neu ist die geänderte Zielvorgabe bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen: Es geht in der Rheumatologie nicht mehr darum, lediglich Leiden zu lindern und den Patienten in seiner chronischen Krankheit zu begleiten, sondern erklärte Absicht muss es zukünftig sein, die Erkrankung komplett zu kontrollieren und ihre deletären Folgen zu verhindern. Dr. Langer nannte die komplette, anhaltende Remission, d.h. das dauerhafte Fehlen von Krankheitszeichen und krankhaften Befunden, die neue konkrete Utopie der Rheumatologie: "Am Horizont der Rheumatologen zeichnet sich der erste zarte Silberstreif der Hoffnung ab, dass Rheuma eines Tages heilbar sein wird. Für diese Hoffnung gibt es bereits heute konkret belegbare Behandlungsergebnisse"
  • Ebenfalls durch aktuelle wissenschaftliche Studien belegt ist dabei die wesentliche Rolle einer frühen rheumatologischen Mitbetreuung bei schweren rheumatischen Erkrankungen. So zeigen sowohl sehr umfangreiche Daten aus dem Deutschen Rheumaforschungszentrum in Berlin als auch internationale Studien aus Europa und den USA, dass die Prognose bei einer rheumatoiden Arthritis neben genetischen Faktoren ganz entscheidend davon abhängt, ob innerhalb der ersten 4 Monate nach Krankheitsausbruch eine gezielte, ausreichend wirksame Therapie erfolgt, ob sehr frühzeitig, d.h. möglichst unmittelbar nach Krankheitsbeginn, eine spezialisierte rheumatologische Mitbetreuung einsetzt und ob diese rheumatologische Mitbetreuung auch im weiteren Verlauf kontinuierlich fortgesetzt wird. Die Versorgungsrealität in Deutschland ist von dieser unabdingbaren Voraussetzung für eine wirksame Krankheitskontrolle bei schweren entzündlich-rheumatischen Erkrankungen allerdings noch sehr weit entfernt. Im europäischen und übrigen internationalen Vergleich besteht hier noch ein ganz erheblicher Nachholbedarf.
  • Eine abschließende Prognose von Dr. Langer: Der informierte Patient wird auch in der Rheumatologie die Ausgestaltung der medizinischen Versorgung in der Zukunft ganz wesentlich mitprägen. Dabei wird das Internet eine zunehmende Rolle spielen. In der Rheumatologie steht mit rheuma-online bereits heute ein Angebot zur Verfügung, dass dieser Erfordernis in ganz wesentlichem Umfang Rechnung trägt.