Ich bin weiblich, Mitte 20. Die folgenden Beschwerden begannen vor ca. 7 Jahren.
Zuerst waren es lediglich Schmerzen im Bereich der Lymphknoten (Achseln und Leisten),
dann kamen Gelenkbeschwerden hinzu, zunächst an Knie- und
Sprunggelenken. Diese Schmerzen verliefen schubweise,
d.h. manchmal gab es wochenlang keine Beschwerden.
Vor Beginn der Beschwerden hatte ich übrigens öfter
Angina und Nebenhöhlenentzündungen. Außerdem habe ich
seit 6 Jahren auch massive Probleme mit den Zähnen.
Mittlerweile wurde ein Zahn gezogen und 3 andere
wurzelbehandelt.

Seit der letzten Wurzelbehandlung verschlimmerten sich
die Beschwerden, d.h.es zeigten sich Rötung und Überwärmung
der Kniegelenke. Die Gelenkschmerzen beziehen sich jeztz
weniger auf die Beine, sondern eher auf die Arme,
d.h. Schultern, Ellenbogen und Handgelenke.

Es wurden im vergangenen Jahr mehrere Blutuntersuchungen
seitens Orthopäden, Rheumatologen, Internisten gemacht.
Dabei konnte lediglich ein erhöter ASL-Titer von 251
festgestellt werden.Also weder Rheumafaktoren, noch
erhöhte Blutsenkung oder andere Antikörper etc.

Der Orthopäde schickte mich mit Verdacht eines Infektes
zum HNO-Arzt. Der diagnostizierte eine chr. Tonsillites
(Rachenabstrich: beta-häm-Streptokokken, Gr.C) und riet
mir zur Operation, die im März 99 durchgeführt wurde.
Durch die Einnahme von Pennicillin vor der OP verschwanden
die Bescherden völlig, tauchten aber nach Absetzen
schnell wieder auf.Nach der Mandel-op änderte sich nichts,
im Gegenteil, der ASL wert liegt nach wie vor bei 251.
Auf Raten meines HAUSarztes mache ich jetzt eine Antibiotika
-Therapie mit Penecillin über 6 Monate. Seitdem geht es mir
viel besser.
Allerdings überlege ich mir alle wurzelbehandelten Zähne
entfernen zu lasse, weil ich den Zusammenhang zwischen
meinen Zahnentzündungen und dem Beginn/Verlauf meiner
Beschwerden sehe. Das Röntgenbild des Kiefers ist
allerdings unauffällig, so dass die Zahnärztin natürlich
abriet. Mir ist aber mittlerweile schon alles egal,
Hauptsache die Schmerzen verschwinden.

Meine Fragen:

Ist die Antibiotikatherapie sinnvoll und wielang sollte
sie durchgeführt werden?
Ist die Entfernung der Zähne sinnvoll?
(Ich vermute, dass sich trotz unauffälligem Röntgenbild
dort entzündliche Prozesse abspielen)
Besteht die Möglichkeit der Heilung oder hat sich
die Krankheit nach der langen Zeit quasi verselbständigt?



Die Schilderung spricht gegen eine durch Streptokokken unterhaltene infektreaktive Arthritis, allerdings deutet die Wirksamkeit der Penicillintherapie umgekehrt etwas in diese Richtung. Andererseits muß man wissen, daß Penicillin nicht nur einen antibiotischen Effekt hat, sondern auch einen entzündungshemmenden Effekt und auch eine Art \"basistherapeutischen\" Effekt. Deshalb stellt sich die Frage, ob die Besserung durch Penicilin auf den antibiotischen Effekt oder auf die anderen Effekte zurückgeht. Davon abhängig ist stark die Antwort auf die Dauer der Therapie. Ob die Entfernung der Zähne sinnvoll ist, hängt davon ab, ob man dort einen Streptokokkenherd vermutet und man diesen für den \"Trigger\" einer infektreaktiven Arthritis hält. Wenn ein solcher Herd nicht wahrscheinlich ist, wird die Entfernung von wurzelbehandelten Zähnen vermutlich nicht zum Aufhören der Arthritis führen.

Differentialdiagnostisch sollte man im übrigen bei Verdacht auf infektreaktive Arthritiden im Zusammenhang mit chronischen Mandelentzündungen (\"Tonsillitiden\") auch einmal an die Möglichkeit eines chronischen Ebstein-Barr-Virus(EBV-)-Infektes denken, der auch ein guter \"Kandidat\" für chronisch verlaufende Arthritiden ist.