Spondylolisthesis
Das Krankheitsbild
Unter einer Spondylolisthesis versteht man eine Gleitwirbelbildung. Man unterscheidet die angeborene Form von erworbenen Formen. Anfangs macht eine Spondylolisthesis häufig keine Beschwerden. Wenn sie jedoch länger besteht, kommt es durch die veränderte Belastung und zugleich durch die Überbeanspruchung der kleinen Wirbelgelenke in dem betroffenen Wirbelsäulensegment mit der Zeit zu einem Verschleiß dieser Gelenke, der als Spondylarthrose bezeichnet wird. Ein wesentlicher Teil der Symptome, d.h. vor allem der Schmerzen in Verbindung mit einer Spondylolisthesis werden durch diese Spondylarthrose hervorgerufen. Durch die veränderte und vor allem auch vermehrte Beweglichkeit des betroffenen Wirbelkörpers sind außerdem die Bänder betroffen, die den Wirbelkörper in seiner Position fixieren. In der Folge dieser Überlastung können sich hier ebenfalls Symptome ausbilden. Außerdem kann es zu knöchernen Randanbauten am Wirbelkörper kommen, die als Spondylose bezeichnet werden. Die Schmerzen führen zu Ausweichbewegungen in der Wirbelsäule, zu Schonhaltungen und einer vermehrten körperlichen Schonung. Dies resultiert zum einen unmittelbar in eine Verspannung der Rückenmuskulatur, zum anderen mittelbar in eine Verschmächtigung der stabilisierenden Rumpfmuskulatur, in eine schnellere Ermüdbarkeit und eine erhöhte Anfälligkeit des Muskelmantels bei Belastungen. In der Folge kommt es zu mehr Schmerzen. Es entwickelt sich ein Teufelskreis aus Schmerz, Überlastung und Schmerz.
Die Therapie
Bei der Behandlung muß zwischen Maßnahmen unterschieden werden, die die aktuellen Symptome beseitigen sollen ("symptomatische Therapie"), und solchen Maßnahmen, die darauf abzielen, die Situation zu stabilisieren und quasi im Sinne einer Vorbeugung darauf ausgerichtet sind, mögliche Probleme in der Zukunft gar nicht erst entstehen zu lassen oder aber ihre Häufigkeit und ihr Ausmaß so klein wie möglich zu halten ("präventive Maßnahmen").
1. Symptomatische Therapie
Bei der symptomatischen Therapie eines Patienten mit Spondylolisthesis muß zunächst geklärt werden, wodurch die Schmerzen hauptsächlich hervorgerufen werden, z.B. ob vor allem die muskuläre Komponente oder die Gelenkkomponente im Vordergrund steht. Diese Unterscheidung ist insbesondere wichtig im Hinblick auf die Frage einer medikamentösen Therapie. So helfen Medikamente aus der Gruppe der cortisonfreien Entzündungshemmer in der Regel ganz gut bei Schmerzen, die durch die kleinen Wirbelgelenke hervorgerufen werden, vor allem auch dann, wenn es dort zu einer begleitenden Entzündung gekommen ist (sogenannte "aktivierte Arthrose"). Cortisonfreie Entzündungshemmer wirken aber nur gering oder häufig gar nicht bei Schmerzen, die durch starke Muskelverspannungen hervorgerufen werden. Hier sollten dann besser Medikamente zum Einsatz kommen, die die Muskelverspannung verringern (sogenannte Myotonolytika. Unabhängig von dieser Unterscheidung hilft Wärme im Regelfall in beiden Fällen ganz gut, wobei Wärme besonders bei Muskelverspannungen ganz im Vordergrund der Behandlung stehen sollte, flankiert von Massagen und u.U. auch Elektrotherapie, z.B. einer Interferenzstrom-Behandlung. In der akuten Phase sollte die Wirbelsäule geschont werden, u.U. sogar durch Bettruhe. Diese sollte aber, wenn überhaupt, nur ganz kurz erfolgen, d.h. höchstens für ein bis zwei Tage, da eine längere Bettruhe zu einer Verlängerung der Krankheitsdauer und zu einer Chronifizierung der Schmerzen führt.
2. Präventive Maßnahmen
Bei den präventiven Maßnahmen unterscheidet man zwischen der sogenannten primären Prävention, einer sekundären Prävention und der tertiären Prävention. Primäre Prävention heißt, daß man verhindern möchte, daß ein Problem überhaupt erst entsteht. Ein Beispiel wäre das Achten auf ordentliche Sitzmöbel und ein ordentliches Sitz- und Bewegungsverhalten bereits bei Kindern in der Schule. Sekundäre Prävention versucht zu verhindern, daß bei Vorliegen einer Erkrankung oder Vorschädigung andere Folgeerkrankungen oder Probleme entstehen. Ein Beispiel wäre bei einer angeborenen Fehlbildung im Bereich der Wirbelsäule, z.B. einer Spaltbildung im Wirbelbogen, die Entstehung eines starken Wirbelgleitens und die Entwicklung der oben beschriebenen resultierenden überlastungs- und verschleißbedingten Veränderungen. Tertiäre Prävention umfaßt solche Maßnahmen, die ein Fortschreiten solcher Folgezustände verhindern sollen. Bei der Spondylolisthesis beinhaltet dies zum Beispiel das Ziel, das Fortschreiten der Spondylarthrose in den kleinen Wirbelgelenken zu verhindern oder der schmerz- und inaktivitätsbedingten Verschmächtigung der Rumpfmuskulatur entgegenzuwirken.
Bei der Spondylolisthesis ist der wichtigste präventive Ansatz ein rückengerechtes Verhalten im täglichen Leben, im Beruf und bei Sport und Spiel.